Erkrankungen des Verdauungsapparates

Gastroskopie

Säureinduzierte Gewebeschädigungen (Läsionen) im Bereich der Schleimhaut von Speiseröhre, Magen und Dünndarm stellen ein zunehmendes Problem dar. Die betroffenen Tiere zeigen in der Regel unspezifische Symptome, deren Stärke meist nicht mit dem Schweregrad der Läsionen zusammenhängt. Somit kann eine genaue Aussage erst mittels einer endoskopischen Untersuchung der beschriebenen Areale, einer sogenannten Gastroskopie erfolgen.

Untersuchungsablauf – Gastroskopie:

Das Pferd sollte einen Tag vor Untersuchung, spätestens bis 17 Uhr, angeliefert werden, da ein Futterentzug von 12 Stunden und ggf. eine medikamentelle Vorbereitung des Patienten zur Förderung der Magenentleerung und zur Schaffung optimaler Untersuchungsverhältnisse empfehlenswert ist.

Die Untersuchung erfolgt unter Sedation am stehenden Pferd. Im Anschluss wird das Endoskop über den unteren Nasengang eingeführt, zum Kehlkopf vorgeschoben, abgeschluckt und vorsichtig über die Speiseröhre bis in den Magen und anschließend den vorderen Dünndarmabschnitt vorgeschoben. Dabei erfolgt die Begutachtung und Beurteilung der unterschiedlichen Schleimhautschichten und Areale.

Während der Untersuchung wird dem Patienten über das Endoskop Luft zugeführt. Danach sollte der Patient zur weiteren Beobachtung noch einige Stunden bei uns verbleiben, da in dieser Zeit leichte Koliksymptome auftreten können.

Die weiterführende Therapie richtet sich nach dem Schweregrad der Veränderungen und umfasst neben der medikamentellen Behandlung eine ausführliche Beratung zur Optimierung des Fütterungs- und Haltungsregimes.

Kolik

Ungeachtet aller Fortschritte bei Haltung, Fütterung und medizinischer Betreuung bleibt die Kolik, als Sammelbegriff schmerzhafter Zustände im Bauchraum, ein häufiger und unter Umständen dramatischer Grund, tiermedizinische Hilfe in Anspruch zu nehmen. Um einen reibungslosen Ablauf bei der Aufnahme und weiteren Versorgung des kolikkranken Pferdes in unserer Klink zu gewährleisten, bitten wir Sie oder Ihren Haustierarzt vor Abfahrt um eine kurze telefonische Anmeldung. So können wir sicherstellen, dass der Operationssaal frei ist und, falls notwendig, eine zeitnahe Durchführung einer Kolikoperation gewährleisten.

Ist die Entscheidung für eine Klinikeinweisung getroffen, sollte der Kolikpatient so schnell wie möglich schmerzstillend versorgt, falls nötig sediert und transportiert werden.  

Bitte beachten Sie: Ein kolikendes Pferd sollte stets allein, wenn möglich ohne Trennwand und unangebunden befördert werden. Dies ist insbesondere für Fohlen von kolikenden Stuten wichtig. Sie sollten entweder zu Hause gelassen oder getrennt transportiert werden. Die Mitnahme von Begleitpersonen im Transportraum ist grob fahrlässig.

Versorgung von Kolikpatienten in unserer Klinik

Nach Ankunft in unserer Klink erfolgt zunächst eine eingehende allgemeine und rektale Untersuchung inklusive Blutentnahme und Überprüfung des Füllungszustandes des Magens.

Um eine optimale Versorgung Ihres Pferdes zu gewährleisten, verfügen wir über einen zentral gelegenen Intensivstall mit 8 geräumigen Boxen. Das Bereitschaftszimmer ist direkt an den Stall angegliedert und auch das Labor befindet sich in unmittelbarer Nähe, sodass eine „rund um die Uhr“-Betreuung Ihres Pferdes möglich ist.

Grob vereinfacht lässt sich die konservative Kolikbehandlung in folgende Schritte gliedern:

1. Schmerzausschaltung und -linderung

Im Mittelpunkt der konservativen Kolikbehandlung steht die schmerzstillende, zum Teil auch sedierende Behandlung, um eine umfassende Diagnose zu ermöglichen. In vielen unkomplizierten Kolikfällen reicht die Schmerzausschaltung, um die ungestörte Darmfunktion und die Kreislaufsituation wieder herzustellen. Bereits die Druckentlastung des Magens durch das routinemäßige Schieben der Nasenschlundsonde hat bei übermäßiger Gasentwicklung oder Magenüberladung eine vorübergehende Besserung der Koliksymptome zur Folge. Fester Mageninhalt muss unter Umständen ausgespült werden. In Einzelfällen ist die Druckentlastung aufgegaster Dickdarmanteile notwendig, indem diese durch die Bauchdecke hindurch punktiert werden – vor allem, wenn ein chirurgisches Eingreifen keine Option ist.  Eine erfolgreiche Blinddarmpunktion mit signifikantem Gasabgang hat eine sofortige Besserung der Koliksymptome zur Folge. Nach jeder Darmpunktion sollte der Patient über drei Tage antibiotisch versorgt werden.

2. Wiederherstellung eines ausgeglichenen Flüssigkeitshaushaltes

Liegt ein Flüssigkeitsverlust und/oder eine Endotoxämie vor, kommt dem Flüssigkeitsersatz mittels Infusionsbehandlung oder, bei leichten Fällen, durch orale Flüssigkeitsverabreichung eine wichtige Rolle zu. Auch viele Fälle von konservativ behandelbarer Kolik gehen mit einem gewissen Grad an Dehydration und Endotoxämie einher. Die Dehydration oder Hypovolämie ist das Resultat von verminderter Flüssigkeitsaufnahme und erhöhtem Flüssigkeitsverlust wie z.B. Schwitzen, Reflux, Durchfall oder bei Obstipationen.

Klinische Symptome einer Dehydration sind:
  • erhöhte Herzfrequenz
  • schwacher Puls
  • verlängerte Kapillarfüllungszeit
  • trockene Schleimhäute
  • verminderte Hautelastizität (Hautfalte)
  • kalte Extremitäten
  • verminderter Harnabsatz.
3. Wiederherstellung der ungehinderten Darmpassage

Prinzipiell ist bei jeder Kolik bis zur Wiederherstellung des Normalzustandes die weitere Futteraufnahme zu unterbinden. Laxantien kommen ausschließlich in der Behandlung von Darmverlegungen durch Obstipationen im Bereich des Blinddarms und des Dickdarms zum Einsatz.

Üblich ist die Verabreichung von Paraffinöl, häufig in Kombination mit Glaubersalz. Quellstoffe wie Flohsamen kommen bei der unterstützenden Behandlung von Sandobstipationen zum Einsatz. Bei hartnäckigen Obstipationen sollte die Behandlung unter Umständen durch eine Hyperinfusionstherapie oder eine orale Rehydratation unterstützt werden.

Medikamente zur Beeinflussung der Darmtätigkeit werden in aller Regel postoperativ eingesetzt, um der Entstehung einer Darmlähmung (funktioneller paralytischer Ileus) vorzubeugen oder zu beheben. Aber auch in der konservativen Koliktherapie kommen diese Medikamente bei der Behandlung eines funktionellen Ileus, z.B. bei Gastroduodenojejunitis, Meteorismus oder bei der Behandlung von nichtstrangulierenden Dickdarmverlagerungen mit Aufgasungen in Verbindung mit freier Bewegung zum Einsatz.

Eine besondere Möglichkeit der konservativen Behandlung bietet die Dickdarmverlagerung über das Milz-Nierenband. Hier besteht die Möglichkeit der Verabreichung eines Adrenalintropfes mit anschließender Bewegung, um der vorübergehenden Milzkontraktion und somit einer Erweiterung des Milznierenraumes und einer damit verbundenen Rückverlagerung des Dickdarms vorzubeugen. Auch mit dem Wälzen in Kurznarkose im Uhrzeigersinn nach einer bestimmten Technik lassen sich viele Fälle mit konservativer Therapie lösen.  Diese muss jedoch immer individuell an den Zustand des Pferdes angepasst werden.